DELKESKAMP schließt Papierfabrik Nortrup

„DELKESKAMP beendet Papierherstellung aus Altpapier“

Als Unternehmen mit hohem Gasbedarf, reagiert die Delkeskamp Verpackungswerke GmbH nun schlussendlich auf die Folgen des Ukraine-Krieges, die damit verbundenen Lieferbeschränkungen seitens Russlands und die daraus resultierenden massiven Anstiege der Energiekosten. Die weitere Entwicklung ist aus heutiger Sicht weder plan- noch absehbar.

Stefan Delkeskamp, geschäftsführender Gesellschafter, über die aktuelle Lage und die Perspektiven der Unternehmensgruppe mit rund 720 Mitarbeitenden, die erst im Vorjahr ihr 125-jähriges Jubiläum feierte, erklärt:

Nach den unvorhersehbaren Ereignissen des Ukraine-Krieges seit dem 24. Feb 2022, haben sich die, schon seit Ende des Jahres 2021 auf sehr hohem Niveau befindlichen Erdgaspreise, nochmals massiv verteuert und es sind Liefereinschränkungen nicht mehr ausgeschlossen.

Schon im März 2022 haben wir in gleicher Situation vor der Schließung der Papierfabrik gestanden, konnten das Ganze aber durch unterschiedlichste kurzfristige Maßnahmen noch einmal abwenden. Um nicht jetzt die gesamte DELKESKAMP Unternehmensgruppe zu gefährden, haben wir nun endgültig den Entschluss gefasst, den Betriebsteil der Papierherstellung aus Altpapier, in Gänze zu schließen.

Wir gehen heute davon aus, dass der Produktionsbetrieb spätestens Ende des Jahres 2022 eingestellt wird. Direkt betroffen hiervon sind etwa 70 Mitarbeiter.

Dieser Schritt fällt uns wahrlich nicht leicht, angesichts einer 60jährigen Tradition dieses Geschäftsfeldes, aber aufgrund all der uns zur Verfügung stehenden Informationen für die Zukunft, den unvorhersehbaren weiteren Auswirkungen der Ukrainekrise und zu erwartend weiterhin hohen Energiekosten, gibt es keine Alternative!


Die Marktlage…

Der Markt für Roh- / Hilfs- und Betriebsstoffe ist nach wie vor eng und mit steigenden Preisen versehen, wohingegen der Absatzmarkt für Wellpappenrohpapier aufgrund der beginnenden Rezession durch hohe Inflationsraten zunehmend überlaufen, die Papierläger immer voller werden und erste Papierpreissenkung nach Ankündigung für den Juli umgesetzt wurden.

Ebenso fehlt jede Vorstellung in der Politik für eine Lösung der aktuellen Energieprobleme, so dass sich die verfehlte Energiepolitik weiter fortsetzt. Einzig viele Worte und die Ankündigung, dass wir alle zusammenrücken müssen, reichen da nicht aus und derzeit scheint die Absicherung der privaten Haushalte auch eine deutlich höhere wahlpolitische Priorität zu haben.

Insbesondere der Mittelstand in ländlichen Regionen kämpft seit Jahren für alternative Lösungen, wie Windkraft und Photovoltaik und bekommt von den Netzbetreibern nur immer wieder zu hören, dass die bestehende Leitungsstruktur keine weiteren Mengen aufnehmen kann.

Auch dass in einer Prozesskette der Lebensmittelversorgung die Wellpappenindustrie zwar als systemrelevant eingestuft wird, die Vorlieferanten in der Papierindustrie jedoch nicht, ist mehr als unverständlich und wenig zielführend.

Darüber hinaus reichen die angekündigten / vorhandenen Staatshilfen für die Unternehmen der Papierindustrie beileibe nicht aus, nur annährend die notwendige Liquidität bzw. Ergebnisse nachhaltig zu sichern.


Die weitere Vorgehensweise…
Nach Information der innerbetrieblichen Gremien hat die Geschäftsleitung am heutigen Tage die Belegschaft der Nortruper Papierfabrik über die schlussendliche Einstellung der Produktion von Wellpappenrohpapier und die weitere Vorgehensweise informiert.

Im nächsten Schritt werden mit den Betriebsparteien sozialverträgliche Lösungen, u.a. auch mit einem Freiwilligen-Programm zum Personalabbau angestrebt.

Geschäftsfelder Wellpappe & Schaumstoffe
Unabhängig von der kritischen Entwicklung der Papierfabrik sind die Geschäftsfelder Wellpappe und Schaumstoffe nicht betroffen. Die Papierversorgung der drei Wellpappenwerke in Nortrup, Hannover und Nordhausen (Thüringen) ist vollumfänglich über externe Lieferanten gesichert.
Die Leistungsfähigkeit dieser Geschäftsfelder wird täglich und fortlaufend bewiesen durch eine zuverlässige Lieferung qualitativ hochwertiger Produkte aus Wellpappe und Schaumstoff an alle bestehenden Kunden.

Fazit
Mit großem Bedauern berichtet Geschäftsführer Stefan Delkeskamp:
Als Familienunternehmer steht man immer im Wettbewerb zu großen Konzernen und uns hat von daher auf direktem Kurs immer ein rauer Wind um die Nase geweht. Der Verlust von Arbeitsplätzen verbunden mit all den persönlichen Schicksalen in der Region aber ist für mich kaum zu ertragen.
Wir werden versuchen, die Stilllegung der Wellpappenrohpapier-Erzeugung hier am Standort in Nortrup so sozialverträglich wie möglich für alle zu gestalten, ohne dass die Unternehmensgruppe in Gänze in Mitleidenschaft gezogen wird!



Nortrup, den 29.07.2022

Stefan Delkeskamp
Geschäftsführender Gesellschafter